.raum.photos : #6 - Francis Hunger // "TO CHANGE A RUNNING SYSTEM" :: 05.04.2006
In Computerkreisen ist das Motto "Never change a running system" gut bekannt, das einen vor Änderungen an einem laufendem Betriebssystem warnt. Francis Hunger bricht diese Regel.
Der Medienkünstler beschäftigt sich mit dem Themenkomplex Kapitalismus vs. Kommunismus, Geschlechter-Stereotypen und neuen Technologien, sowie den Veränderungen in der Arbeitswelt unter dem Einfluss der Errungenschaften der Technik. Die drei gezeigten Installationen behandeln verschiedene und doch übergreifende Systeme, stellen den Betrachter dabei nicht vor vollendete Tatsachen sondern regen zum Nachdenken an.
Bei "Krystalia" geht es um die Konstruktion von Geschlechterstereotypen in der Hackercommunity. Hunger geht den Identitäten von Hackern nach, die sich auf dem Hackertreffen DEFCON in Las Vegas trafen. Es werden Bilder gezeigt und kommentiert, während ein Altar, den er der Hackerin "Krystalia" zum Andenken schuf, die Rolle einer Frau in dieser von Männern dominierten Hackerkultur reflektiert.
"Semiology of Cyberspace" ist eine reine Online-Arbeit, eine "Skulptur im Cyberspace". Ein Skript erzeugt eine Ordnerstruktur auf einer Festplatte, wo sie rasch zu mehreren Terabyte anwächst. Wirklich als Skulptur erfahrbar wäre sie erst mit zukünftigen Browsern, die Datensysteme dreidimensional darstellen können.
Die Installation "Sputnik Song" besteht aus zwei Teilen, dem vom Künstler komponierten und eingespielten Popsong und der Darstellung dessen Wellenform. Der Song bezieht sich auf den Sputnik-Satelliten, der 1957 von der Sowjetunion gestartet, die USA im Kalten Krieg überraschte und so den "Sputnik-Schock" auslöste. In der Folge wurden die staatlichen Subventionen im militärischen und zivilen wissenschaftlichen Sektor spürbar erhöht. Hunger zeigt so, dass Technologien wie Internet, Global Positioning Systeme und Computer Entwicklungen sind, die in wesentlichen Teilen aus dem militärischen Wettstreit der Systeme hervorgingen.
– Hobbyshop, im März 2006
