Galerie Hobbyshop
#12 - Trust The Girls - VIP #12 - Trust The Girls - VIP #12 - Trust The Girls - VIP
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Trust the Girls
Trust The Girls
About / Intro

Die zentrale Thematik der Künstlergruppe VIP (Lysann Buschbeck, Grit Hachmeister, Kathrin Pohlmann) ist immer wieder das (private) Wir, wobei mediale Einflüsse, Referenzen zur (Pop-) Kultur oder das persönliche Umfeld zum Sujet und in Fotografien, Videos, Performances und Installationen in Szene gesetzt werden.

So entstehen seit 2003 Installationen, Performances und Fotoserien, die häufig scheinbar dokumentarisches Material geschickt zu inszenieren wissen. Während anfangs der erweiterte Freundes- und Bekanntenkreis als Sujet und Protagonisten der Arbeiten dienten , wird seit 2004 vermehrt die Familie(n) in die Produktion mit einbezogen. So erweitern und erneuern die Drei - quasi nebenbei - erfrischend authentisch und unkompliziert die Sicht auf bestehende Terminologien des Alltags.

VIP sind Lysann Buschbeck, Grit Hachmeister und Kathrin Pohlmann

– Hobbyshop, 2007

VIP - Ausstellungen (Auswahl)

2003

Die kleine VIP Gala - Schnucki Kusch Kusch, Leipzig Silver and Gold - K20/21 Essen, Dresden - Hellerau, Kunstpalais Glücksstadt

2004

desire in the making - Cuenca, Spanien Klub der Königinnen - Helsinki, Finnland o.t - Galerie Eigen+Art, Leipzig Bodybilder - Kunstbunker Tumulka, München

2005

Kalte Herzen - Kunstverein Villa Bosch Radolfzell Waiting for the taxis - HGB, Leipzig Salon - Dresden Im Osten was Neues - Villa Beethovenstrasse, Leipzig Schöne Grüße aus Leipzig - Meisterhäuser, Dessau A5 - A5 Dresden

2006

Episoden und Fragmente - Filter, Hamburg Junge Kunst 11 - Galerie Kleindienst, Leipzig bitten.danken. fluchen.grüßen.beten. - Berlin The Roof - Galerie Kleindienst, Leipzig Pferdeausstellung - Galerie ASPN, Leipzig

Das blaue Auge ist unüberschminkbar. Und auch mit den Lippen wird es schwierig werden. In der Unterlippe, rechts außen, zerstört ein wulstig verkrusteter Riss das Bild vom zart geschwungenen Mädchenmund. Lippenstift würde da nichts Gutes bewirken. Eher das Gegenteil.

Bäng Bäng Bäng. Dumpf wummern die Schläge an der Tür. Nur schnell ein bisschen Fettcreme auf die Lippen und die Narbe, damit sie nicht reißt beim Reden, Schreien, Singen, Küssen. Dann die Freundinnen begrüßt. Gut, dass ihr da seid. Wir gehen raus und spielen das Spiel. VIP tun es. Sie setzen sich ihren Körpern aus. Körper, die als Repräsentationsoberflächen gleichzeitig die menschlichen Medien von Kampf und Kollision, und im selben Maße Waffen sind: Lippen, Ärsche, Dekolletés; Fäuste, Ellenbogen, Füße.

Die Ansichten des körperlichen Außen markieren nicht nur im physischen Sinne Territorien. Kleidung und Schminke, Gesten und Verhaltenweisen zeugen von der Zeit, in der sie Anwendung finden, geben Hinweis auf Trends und gesellschaftlich interpretierbare Zeichensätze. Das Außen ist das identitäre File-Sharing, die lesbare Sprache, derer sich ein wie auch immer geartetes Innen bedient. Sehen sie nun gut aus, oder was? Ist das jetzt sexy, glamourös, überspannt oder debil? Treiben sie es zu weit?

Die Repräsentationsoberflächen geraten in exemplarische Aggregatzustände. Kampf und Reibung, Erschöpfung und Lethargie, Verletzlichkeit und Albernheit. Sie machen sich angreifbar, denn sie werden täglich angegriffen. Genau wie alle. Statt im Fitnessstudio arbeiten sie sich auf einem Real-Live-Parcour ab, statt super geil adrett zu sein, ist es manchmal nur ein dünner Film Fettcreme, der das zerbrechliche Äußere schützt. Wenn überhaupt. Risse in der Lippe sind da keine Seltenheit. Aber immer noch viel seltener, als die Kollisionen, denen das Innere täglich ausgesetzt ist. Leben tut weh. Bäng Bäng Bäng.

– Arne Linde, 2005